Gerüchte über Apples Umstieg auf x86 erhärten sich
Mit Apple fällt die einzige PC-Bastion von IBM – vernichtender Schlag, kalkulierter Rückzug oder “extrem leichtsinnig”?
An den Gerüchten um Apples Pläne, IBMs PowerPC gegen Intel-CPUs auszutauschen, scheint doch etwas dran zu sein. Angeblich soll das kalifornische Unternehmen erste Partnerunternehmen informiert haben, dass im nächsten Jahr die Rechner mit Intel-Chips ausgerüstet werden sollen, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise berichtet. Vorstellen will Apple seine Pläne heute auf der Developer Conference in San Francisco; angeblich ist auch Paul Otellini, CEO von Intel, als Redner eingeplant.
Für Apple, deren Nutzer und vor allem die Softwarehersteller würde das eine große Umwälzung bedeuten. Für IBM gehen die Folgen sogar noch weiter. Die Rechner von Apple waren die einzige Plattform für die Power-Architektur in PCs. Doch nachdem sich Big Blue selbst von der PC-Sparte getrennt hat, würde es ins Bild passen, dass das Unternehmen aus Armonk auch hier das Engagement zurückfährt und Apples Pläne durchaus ihren Segen von der IBM-Konzernleitung haben.
Auch sind die Stückzahlen, die IBM mit den Spielkonsolen von Nintendo, Sony und künftig auch Microsoft erreicht, weit größer als der Absatz bei Apple-Rechnern. Aber, “wann immer man einen angesehenen Kunden verliert, schmerzt es”, glaubt Clay Ryder, Analyst der Sageza Group. Auch wenn sich der Verlust nur schwer quantifizieren lasse, sei es dennoch ein Einschnitt für Big Blue. Der Anteil der Apple-Chips macht nach seiner Schätzung etwa 5 Prozent von IBMs Produktion aus. Die restlichen Kapazitäten werden für Server- und Embedded-Chips verwendet.
Apple hingegen wird mit der Intel-Architektur vor allem billigere Rechner bauen können, so lautet eine verbreitete Annahme. Aber genau daran zweifelt Peter Glaskowsky, Analyst der Envisioneering Group, gegenüber dem Branchendienst ZDnet: “Apple zahlt sicherlich weit weniger für IBM- und Freescale-Prozessoren, als Intel für einen vergleichbaren Chip verlangt. Vermutlich durchschnittlich weniger als die Hälfte.” Der G5 sei kleiner und effektiver als der Pentium 4 und schließlich habe IBM außer Apple keine Kunden, die auch größere Stückzahlen abkaufen wollen.
Jedoch war das Verhältnis zwischen Apple und IBM in den letzten Monaten nicht ganz reibungsfrei. IBMs zeitweise defizitäre Chip-Sparte hatte mit technischen Problemen zu kämpfen, was sich auf die Absatzzahlen für Apple negativ ausgewirkt hatte. Als einziger Großabnehmer habe Apple wohl versucht, IBM unter Druck zu setzen, wie aus Industriekreisen zu vernehmen war. Und da hat Intel die Gelegenheit offenbar genutzt, um IBM zu unterbieten. Möglicherweise hat das Thema Laptops dabei eine große Rolle gespielt. Intel kann hierfür geeignetere Produkte vorweisen als IBM, und mobile Rechner ersetzen immer häufiger einen Desktop-Computer.
Auf dem PC-Markt belegt der Hersteller aus Cupertino seit Jahren ein Segment in Größe von etwa 2 Prozent. Seit Jahren hat sich – vor allem rund um Grafik-intensive Anwendungen – um die PowerPC-Architektur herum ein Ökosystem entwickelt. ISVs (Independent Software Vendors), die ihre Anwendungen bislang für das Mac OS geschrieben haben, müssten nun die Programme an die neue Plattform anpassen.