RIM wird von Rivalen eingekreist
Der E-Mail-Push-Dienst BlackBerry findet immer mehr Nachahmer. Der Hersteller RIM versucht, mit neuen Produkten gegenzuhalten. Auf dem UMTS-Auge scheint RIM jedoch blind zu sein – noch.
RIM hatte schon bessere Schlagzeilen. Seit Oktober 2005 streitet der Hersteller mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) um die Sicherheit des BlackBerry. Dieser wurde unterdessen von der Bundeswehr gebannt.
In den USA sorgte RIM durch einen Rechtsstreit mit der Patentagentur NTP für Aufsehen. Der Prozess drohte in einer BlackBerry-Abschaltung zu eskalieren – bis sich RIM im März 2006 bereit erklärte, 612 Millionen Dollar an NTP zu zahlen. Wäre der E-Mail-Push-Dienst in den USA abgeschaltet wurden, hätten die US-Amerikaner ihre BlackBerrys auf den Schrott werfen können. Denn diese funktionieren nur mit RIM-Software und über RIM-Server.
Kritiker bezeichnen den RIM-Dienst denn auch als geschlossenes System. Alle E-Mails laufen über einen zentralen RIM-Server – das schmeckt weder dem BSI noch der Bundeswehr. Bemängelt wird auch, das BlackBerry-Betriebssystem arbeite nicht reibungslos mit anderen Anwendungen zusammen – so etwa mit bestimmten CRM- und ERP-Tools. Zudem sei die Systemanbindung der auf den BlackBerrys laufenden Software verbesserungsfähig.
RIM bestreitet diese Vorwürfe. “Das BlackBerry-System ist offen und kann an den Endpunkten der Wireless Transport Chain einfach erweitert werden”, sagte Dean Pacey, RIM Vice President, gegenüber silicon.de. Zudem stelle die Kooperation mit Drittanbietern sicher, dass die BlackBerry-Anwendung in “fast jedes” Backend-System integriert werden könne.
Dennoch ist RIM in der Krise – die Anhänger sehen sich nach anderen Göttern um. Dabei haben sie immer mehr Auswahl. So könnten neue UMTS-Geräte dem BlackBerry Marktanteile wegschnappen, wenn sie eine preiswertere E-Mail-Abfrage als das RIM-Gerät ermöglichen. RIM hat in Europa bislang kein Gerät im Angebot, das UMTS unterstützt. Nokia und Sony-Ericsson bringen jetzt jedoch UMTS-E-Mail-Push-Geräte auf den Markt.
Alternativen zum BlackBerry
Die Alternativen kommen von Palm, Nokia, Sony-Ericsson, Fujitsu Siemens, Hewlett-Packard (HP), Motorola und Samsung. Palms ‘Treo 700w’ wird in den USA angeboten – in Deutschland kommt das Gerät nicht auf den Markt. “Der Treo 700w ist ausschließlich für den US-Markt konzipiert und aufgrund seiner Funknetz-Technologie in Europa nicht einsatzfähig”, sagte Wolfgang Weiß, Palm Marketing Manager Zentraleuropa. In der zweiten Jahreshälfte bringe Palm jedoch ein Pendant für den europäischen Markt – ein Smartphone mit dem Betriebssystem Windows Mobile.
Palm und RIM hatten im Oktober 2005 vereinbart, dass RIM ein Palm-Gerät mit RIM-Push-Software ausrüsten wird. “Der BlackBerry Connect Client für die Treo-Smartphones ist jetzt fertig und befindet sich im Zertifizierungsprozess bei den Netzbetreibern”, so Weiß. Palm gehe davon aus, dass der Client “in Kürze” über die Netzbetreiber angeboten wird.
Auch Nokia wartet mit BlackBerry-Alternativen auf. “Wir haben eine Reihe von Geräten, die für die Nutzung mobiler E-Mails besonders geeignet sind”, sagte Rene Tischer, Nokia Produktmanager Enterprise Solutions. Darunter das ‘Smartphone 9300i’, den ‘Communicator 9500’ sowie die Handys ‘E60’, ‘E61’ und ‘E70’.