Linux: Der Hype weicht der Realität
Grundsätzlich: “Es ist immer noch viel Musik im Markt.” Das gilt besonders für den Bereich Services, auch für Server und überhaupt nicht für Desktop-Linux.
Egal ob in Paris, Genf oder München – große Linux-Projekte sind seit Monaten nicht mehr aus den täglichen Schlagzeilen wegzudenken. Tatsächlich laufen in deutschen Unternehmen inzwischen ein Drittel aller Server unter Linux, so das Ergebnis einer Umfrage der Beratungsfirma Techconsult zur Entwicklung von Linux und Open Source in der deutschen IT-Landschaft. Dagegen bleibe Linux auf dem Desktop vorrausichtlich in einer “ewigen Nische”, während der Markt für Linux-Services solide wächst.
“Wir sehen im Server-Bereich eine Versachlichung des Diskussion”, sagt Techconsult-Analyst Carlo Velten und meint damit, dass sich die Verbreitungsdynamik von Jahr zu Jahr leicht reduziert. So nutzen derzeit 27 Prozent der Unternehmen ab 20 Mitarbeiter Linux als Server-Betriebssystem. Nach Angaben der rund 1250 befragten IT-Entscheider wird sich dieser Anteil bis 2006 auf rund 29 Prozent moderat erhöhen.
Bemerkenswert ist dabei nach Veltens Worten, dass die installierten Server auch ein Drittel der Rechenleistung eines Unternehmens bringen. “Es werden also auch rechenintensive und unternehmenskritische Anwendungen auf Linux betrieben.” Dabei gehe die Entwicklung immer mehr in die Tiefe anstatt in die Breite. Das heißt, Unternehmen mit positiven Linux-Erfahrungen und entsprechendem Know-how weiten ihre Engagement zunehmend aus. Die Vielfalt der Anwendungsbereiche entwickelt sich dadurch dynamischer als die Verbreitung nach Unternehmen.
Für viele andere Unternehmen kommt eine Migration ihrer bestehenden Serversysteme nicht so schnell in Frage. Immerhin setzen derzeit noch weit über 70 Prozent der Unternehmen kein Linux ein und haben das für die Zukunft auch nicht geplant. Man könne gar von einem “Open-Source-Gap” sprechen, das “im wesentlichen Know-how- und erfahrungsbedingt ist”, so Velten.
Es zeichne sich jedoch ab, dass Linux langfristig für 30 bis 40 Prozent der deutschen Unternehmen zum strategischen Betriebssystem werde. Anbieter auf Hardware- und Softwarebene müssten sich deshalb der Integrationsproblematik stellen und entsprechende Lösungen verstärkt anbieten. “Auch der Ton von Microsoft gegenüber Linux-Firmen ist inzwischen ruhiger und fairer geworden. Man beginnt gegenüber den Anwendern zu argumentieren anstatt verächtlich von einem ‘Krebsgeschwür’ zu sprechen.”