“Software Made in Germany”: IT-Mittelstand bekommt mehr Gewicht
Es gibt viele IT-Verbände, doch die sind meist regional begrenzt oder kümmern sich nur um sehr spezielle Themen. An der Bundespolitik prallen solche Gremien spurlos ab, aber das will der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi) jetzt ändern.
Diese regionalen und mittelständischen IT-Organisationen sollen nun unter das Dach des BITMi kommen, einem Verband mittelständischer IT-Anbieter. Dabei soll es aber um mehr gehen, als nur um eine bloße Mitgliedschaft. Bei dieser Assoziierung leihen die kleinen verstreuten Verbände vielmehr dem BITMi ihre Stimme.
“Regionale Organisationen finden auf Bundesebene häufig keine Ansprechpartner”, beklagt Oliver Grün, Vorstand der Grün Software AG und Vorstand des BITMi. Und gerade die Interessensvertretung für mittelständische IT-Anbieter vor der Politik ist eines der wichtigsten Anliegen des BITMi. Grün nennt als Beispiel das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. Das sei umgesetzt worden, ohne dass der Mittelstand dazu gehört worden wäre.
Zur CeBIT hat der BITMi jetzt zwei neue Partner vorstellen können. Das CyberForum und der Bundesverband Informations- und Kommunikationstechnologie (BIKT), der bislang vor allem mit Aktionen gegen die Patentierung von Software von sich Reden gemacht hat, haben sich mit dem Bundesverband assoziiert. Der BITMi hofft nun, dass weitere IT-Verbände und Organisationen diesem Beispiel folgen werden. Denn mit dem Karlsruher CyberForum hat der BITMi bereits einen wichtigen Verband auf seiner Seite und der Vorstand einer weiteren wichtigen Organisation habe ebenfalls schon zugestimmt.
“Ziel ist es, zu einem Dachverband zu werden”, erklärt Dr. Oliver Grün, Vorstandsvorsitzender des BITMi, auf der CeBIT. Quelle: Martin Schindler
“Ziel ist, zu einem Dachverband zu werden”, erklärt Grün im Gespräch mit silicon.de. Denn es seien zwar schon einige BITMi-Mitglieder auch im bisher
organisiert, doch wirklich vertreten würden die Interessen der Mittelständler vom Bitkom nicht, erklärt Grün. Der Vorstand sei vor allem von der IT-Industrie besetzt und daher hätten im Bitkom Unternehmen wie Oracle, IBM, SAP oder die Software AG besonders Gewicht. “Hier entsteht ein Spannungsfeld mit den Interessen der Mittelständler”, berichtet Grün. Das komme der Bundespolitik entgegen, denn die spreche lieber mit einigen wenigen großen Unternehmen als mit Tausenden kleiner Hersteller, unterstellt Grün. Und so würden auch häufig Förderungen für Forschung und Entwicklung ausschließlich bei den Großen landen.
Der IT-Mittelstand steuere nicht nur einen bedeutenden Posten bei der Wertschöpfung bei, sondern sorge zudem für 90 Prozent der Ausbildungsplätze. Ein Problem, das dem Mittelstand anhaftet aber ist, dass diese ausgebildeten Kräfte eben von der IT-Industrie abgezogen werden, weil große Anbieter einfach mehr bezahlen können.
Ein weiteres Problemfeld für den Mittelstand sind Softwarepatente. Ein mittelständisches Unternehmen wird in der Regel gegen Softwarepatente sein, weil die Anmeldung und der Prozess der Patentierung für viele kleine Unternehmen schlicht zu aufwändig und zu teuer sind.
“Nur die Vernetzung der unterschiedlichen Organisationen des IT-Mittelstands von der regionalen bis zur europäischen Ebene kann dies verhindern und es in Zukunft ermöglichen, eine dem IT-Mittelstand gerechte Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungspolitik zu entwickeln”, heißt es in einer Mitteilung des BITMi. Je mehr Verbände sich unter diesem neuen Dach zusammenfinden, desto stärker würde auch das politische Gewicht, so die Kalkulation des BITMi.
Grün macht im Gespräch aber auch klar, dass es nicht darum gehen kann, eine Gegenveranstaltung zum Bitkom zu gründen und in Konkurrenz mit dieser Organisation zu treten. Es gehe schlicht darum, dem Mittelstand mehr Gehör und vor allem ein neues Image zu verschaffen.
Mit der Gründung des RFID-Forums, einem Zusammenschluss mehrerer kleinerer Hersteller, konnte der BITMi bereits vor einigen Jahren einen großen Auftrag an Land ziehen. Zur CeBIT hat sich der BITMi etwas Neues zur Standortsicherung einfallen lassen, und hat das Qualitätssiegel “Software Made in Germany” vorgestellt.
“Made in Germany” soll künftig nicht nur für Autos und Waschmaschinen zum Qualitätsprädikat werden, sondern auch für Software, erklärt Martin Hubschneider, Vorstand des BITMi. Quelle: Martin Schindler
“Weltweit bewundern Kinder und Erwachsene die deutschen Autos und deren herausragende Technologie, Qualität und Wertbeständigkeit. Warum sollte “Software Made in Germany” nicht eine vergleichbare Marktstellung erobern”, fragt Martin Hubschneider, Vorstand BITMi und Chef der CAS Software AG.
Dabei gehe es nicht so sehr um eine Qualitätsprüfung innerhalb der Software, sondern um gewisse äußere Kriterien, wie zum Beispiel eine langjährige Verfügbarkeit, deutsche Qualitätsstandards und einen deutschen Kundenservice. Das Label kann unbürokratisch beantragt werden. Voraussetzung sind allerdings, dass der Hersteller den Sitz in Deutschland hat, die Software in Deutschland entwickelt und das Testing in Deutschland durchgeführt wurde, dass die Wartung auf drei Jahre gesichert ist und fünf Referenzen für die Anwendung erbracht werden.