“IPv6-Umstieg sorgfältig planen”
Der Umstieg von IPv4 auf IPv6 ist derzeit ein großes Thema – so am 12. und 13. Mai auf dem IPv6-Kongress in Frankfurt/Main. silicon.de befragte dazu Detlef Eppig, Geschäftsführer von Verizon Business Deutschland. Verizon Business, Teil des US-Konzerns Verizon, bietet in Europa ITK-Services für Geschäftskunden und Behörden an.
silicon.de: Wie weit ist Verizon Business mit der Umrüstung auf IPv6?
Eppig: Die weltweiten Internet-Services von Verizon Business gehören zu den wenigen, die bereits in der Lage sind, IPv6-Daten in mehreren Formaten zu bewältigen – darunter native Daten oder reines IPv6, Dual Stack zur gleichzeitigen Verarbeitung von IPv4 und IPv6 sowie IPv6-Datenverkehr in IPv4-Paketen. Im Verlauf des Jahres werden wir diese IPv6-Funktionen auf Kanada und Lateinamerika ausdehnen und auch unseren globalen Private-IP-Service einbeziehen – ein virtuelles privates Netzwerk auf der Basis von MPLS.
Zur Erfüllung der zunehmenden Nachfrage bringt Verizon Business bereits seit 1998 IPv6-Ressourcen auf den Markt, angefangen mit dem ‘Very High Speed Backbone Network Service’ (vBNS). Als jüngste Maßnahme haben wir die ‘Verizon Internet Dedicated Services’ zur Bewältigung von IPv6-Datenverkehr vorbereitet. Unsere Kunden können eines der weltweit engmaschigsten Internet-Backbone-Netzwerke für ihre IPv6-Daten nutzen – in den USA, in Europa und im Asien-Pazifik-Raum.
silicon.de: Was sollten Unternehmen bedenken, wenn sie zu IPv6 wechseln?
Eppig: Der Wechsel zu IPv6 findet in jedem Unternehmen zu einem anderen Zeitpunkt statt und ist von der Art des Geschäfts abhängig. IPv4 wird es auch noch im kommenden Jahr geben – und die Unternehmen können diese Zeit nutzen, um den effektiven Übergang zu IPv6 zu planen. Die damit verbundenen Herausforderungen sollte man jedoch nicht unterschätzen – schließlich handelt es sich um eine bedeutende Veränderung in der Infrastruktur von Unternehmen, die sich kurzfristig nur schwer bewerkstelligen lässt.
Zu allererst sollten sich Unternehmen einen Überblick verschaffen, wie die Auswirkungen eines Übergangs von IPv4 zu IPv6 auf ihr Geschäft aussehen. Hierunter fallen etwa die Umschulung von Mitarbeitern und ein technologischer Upgrade. Fachleute sollten hier ausloten, in welchem Umfang es durch den Wechsel zu Unterbrechungen kommt. Der Übergang zu IPv6 stellt eine Investition dar, die im Moment als bedenkliche und unnötige Ausgabe erscheinen mag – sie eröffnet jedoch auch mehr Möglichkeiten.
Der Wechsel zu IPv6 erweist sich auch als sinnlos, wenn der Internet Service Provider keine IPv6-Verbindung anbietet. Unternehmen sollten in Gesprächen mit ihrem Provider herausfinden, ob man dort bereits mit Tests von IPv6-Verbindungen begonnen hat. Auch wenn aktuell noch keine Services zur Verfügung stehen, ist es wichtig zu wissen, was der Internet Service Provider für die Zukunft plant.
Die Unternehmen sollten zudem mit Weiterbildung dafür sorgen, dass die Mitarbeiter schon vor der Implementierung alles Notwendige über IPv6 wissen. IPv4 ist nach wie vor der Standard, und obwohl IPv4 und IPv6 beide grundsätzlich IP-Protokolle sind, gibt es dennoch wichtige Unterschiede.
silicon.de: Was ist in Sachen Netzwerktechnik zu beachten?
Eppig: Neues Netzwerk-Equipment, neue PCs und Server und aktuelle Software sind überwiegend IPv6-fähig. Die Betonung liegt auf überwiegend. Nicht alles wird in Verbindung mit jeder Form von IPv6-Implementierung funktionieren. Dies kann zu Problemen in der Übergangsphase führen, denn dann werden unvermeidlich sowohl IPv4 als auch IPv6 laufen und es werden unterschiedliche Protokolle als Übergangslösung zum Einsatz kommen, damit beide nebeneinander funktionieren.
silicon.de: Neben IPv6 ist auch Cloud Computing derzeit ein brandaktuelles Thema. Wie schätzen Sie die Bedeutung der Cloud ein?
Eppig: Cloud Computing ist zu Recht ein wichtiges Thema – nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt. Da es sich hierbei um ein virtuelles Konzept handelt, sind die Standorte, an denen entwickelt wird, im Vergleich zur übergeordneten Leitstrategie des Unternehmens nicht so sehr von Bedeutung.
Verizon Business arbeitet mit Unternehmen in Deutschland und in der ganzen Welt zusammen, um ihre Bedürfnisse im Zusammenhang mit Cloud Computing zu erfassen und in eine Strategie umzuwandeln. Jedes Unternehmen ist anders. IT-Outsourcing oder die Verlagerung von Funktionen in eine Cloud-Computing-Umgebung sollten daher auf die Anforderungen eines Unternehmens zugeschnitten sein. Die eine Standardlösung gibt es ebenso wenig wie eine korrekte Ausgewogenheit, die sich auf sämtliche Unternehmen rund um den Globus anwenden ließen.
Im Wesentlichen trägt Cloud Computing zur erhöhten Flexibilität von IT-Services und zu mehr Agilität des Unternehmens bei. Außerdem hilft Cloud Computing, Zeit zu sparen und die IT-Betriebskosten besser in den Griff zu bekommen, weil der Bedarf an Datencentern und Servern reduziert wird. Die Unternehmen erhalten flexiblen Zugang zu riesigen Mengen skalierbarer Computerleistung. Sie haben die Freiheit, Kapazitäten den normalen Geschäftszyklen folgend zu erhöhen oder zu reduzieren. Cloud Computing ist in diesem Sinne eher ein strategischer Business-Enabler als ein technisches Konstrukt.
silicon.de: Wie SAP hat auch Verizon mit James Gowen einen Chief Sustainability Officer (CSO). Warum?
Eppig: Bei Nachhaltigkeit geht es nicht nur um grüne Themen. Es geht um die geschäftliche Effizienz und um eine sinnvolle Geschäftsausübung. Ein nachhaltiges Unternehmen plant effizient und nutzt Ressourcen weise. Mit einem Chief Sustainability Officer kommen wir da besser voran. So hat uns der CSO dabei unterstützt, den Zulieferern Anforderungen an die Mindesteffizienz von Equipment zu vermitteln, das wir in unseren Netzwerken einsetzen. Zudem hat er dem Wunsch mehr Nachdruck verliehen, unsere Flotte mit energieeffizienten Fahrzeugen auszurüsten.