Banken und Versicherungen sind Cloud-Vorreiter
Im ‘HP Cloud Index’ untersuchen der Marktforscher techconsult und HP Deutschland den Einsatz von Cloud Computing in mittelständischen Anwenderunternehmen. Nach Angaben von techconsult werden 200 Anwenderunternehmen in insgesamt 800 Interviews quartalsweise zu ihrem derzeitigen und künftigen Nutzungsverhalten befragt.
Zudem werden der Nutzen von Cloud Computing sowie die individuelle Cloud-Fitness bewertet. Zielgruppe der Studie sind Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Zum Abschluss der ersten Erhebungswelle stellt techconsult den HP Cloud Index aus einer größen- und branchenspezifischen Perspektive dar. Banken und Versicherungen sind demnach Cloud-Vorreiter – die Industrie wartet auf höheren Reifegrad der Lösungen.
Branchenspezifische Cloud Nutzungsverhalten
Die Betrachtung der branchenspezifischen Cloud-Nutzung in den vergangenen drei Monaten fördert heterogene Ergebnisse zu Tage. Während nahezu 17 Prozent der Banken und Versicherungen bereits Cloud Services nutzen, weist die Industrie derzeit mit 6,3 Prozent den geringsten Cloud-Nutzungsgrad auf. Perspektivisch wird diese Branche allerdings deutlich aufholen und spätestens mittelfristig Cloud-Technologien verankern. Viele der befragten Industrie-Unternehmen gaben an, einerseits einen stärkeren Reifegrad der Cloud-Technologie abzuwarten, andererseits wurde häufig auf die ausreichenden Ressourcen der hausinternen IT verwiesen. Stellen sich dem Unternehmen neue Herausforderungen oder stehen Investitionsentscheidungen an, kann Cloud auf die Tagesordnung rücken.
Einen deutlichen Rückgang in der Cloud-Planung verzeichnet dagegen der Handel. Hier setzen zurzeit besonders viele Firmen auf Infrastruktur-Services, die bedarfsgerecht bezogen werden. Während SaaS-Modelle in der Regel langfristig in der IT-Strategie verankert sind, werden IaaS-Leistungen zur Abfederung von Lastspitzen eingesetzt – dies gilt gleichermaßen auch für andere Branchen. Erfahrungsgemäß sind Lastspitzen jedoch nicht immer plan- und voraussehbar, somit kann sich zukünftig durchaus ein höherer Nutzungsgrad – als derzeit vorausgesagt – ergeben.
Einen festen Platz scheinen Cloud-Angebote in der öffentlichen Verwaltung gefunden zu haben. Keine andere Branche zeichnet sich durch eine derartige Konstanz aus. In der Regel werden Behörden bereits heute durch stark standardisierte, in öffentlicher Hand befindliche Rechenzentren betreut – häufig in einem exklusiven Vertragsverhältnis. Somit bestimmt deren Rechenzentrums- und Angebotsarchitektur auch maßgeblich das Nutzungsverhalten ihrer Endkunden. Besonders häufig sind dabei SaaS-Modelle im Einsatz, neben Collaboration und E-Mail-Lösungen auch spezielle Angebote wie Standesamtswesen oder Rathausinformationssysteme.
Hybride Modelle in der Dienstleistung – Private Cloud bei Banken
Die Dienstleistungsbranche wies in den vergangenen drei Monaten einen überdurchschnittlichen Cloud-Einsatzgrad auf– mit einer positiven Wachstumsperspektive. Innerhalb der Dienstleistungsbranche existieren verschiedene Nischen, in denen sich ein Expertenwissen über Cloud Computing angehäuft hat und dieses bereits produktiv in den laufenden IT-Betrieb integriert wurde. Besonders Technik- und IT-nahe Unternehmen haben sich intensiv mit Cloud Computing beschäftigt und setzen verschiedene Services im Unternehmen ein. Während Banken und Versicherungen maßgeblich durch die eigene IT oder firmeneigene Rechenzentren mit Cloud-Diensten in einem Private-Cloud-Modell versorgt werden, nutzt die Dienstleistungsbranche intensiv die Vorzüge eines hybriden Modells. Neben Software und Infrastruktur-Diensten zeichnet sich die Branche gleichzeitig besonders durch den hohen Einsatzgrad von Platform-Services aus –getrieben von IT-Dienstleistern und Softwarehäusern.
Kleine Mittelständler mit deutlicher Wachstumsprognose
Große Mittelständler weisen derzeit den höchsten Cloud-Einsatzgrad auf – gefolgt von Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeiter. Auf den ersten Blick fällt deutlich das starke Wachstum der kleinen Mittelständler auf, von denen rund 19 Prozent mittelfristig die Nutzung von Cloud Services planen. Diese Größenklasse nutzt insbesondere Software-as-a-Service-Angebote wie E-Mail, Collaboration oder Office-Lösungen, aber auch CRM– und ERP-on-Demand. In der Bereitstellungsform dominieren mit mehr als 50 Prozent Public-Cloud-Modelle – gefolgt von hybriden Einsatzformen. Diese Unternehmen verfügen meist nur über eingeschränkte IT-Infrastruktur- und -Personalressourcen, so dass die Public Cloud in beiden Bereichen attraktive Einsparungsmöglichkeiten ermöglicht.
Die Größenklasse 500+ Mitarbeiter verfügt über eingespielte IT-Abteilungen. Hier stehen Optimierungsanstrengungen und Fragen der ROI im Vordergrund der Betrachtung von Cloud-Lösungen. Die vorhandenen IT-Ressourcen sollen bestmöglich zur Unterstützung der Geschäftsprozesse eingesetzt werden – bei Gewährleistung der Effizienz. So ist es nicht überraschend, dass diese Größenklasse sowohl hinsichtlich der IT-Standardisierung als auch der IT-Automatisierung und –Virtualisierung den Mittelstand anführt. Folgerichtig vollziehen diese Unternehmen auch den nächsten logischen Schritt und implementieren Private-Cloud-Modelle. Dabei werden auch IT-Dienstleister herangezogen, deren Infrastruktur-Services dynamisch an den Bedarf angepasst werden – daraus ergibt sich das sinkende Nutzungsverhalten der großen Mittelständler in den nächsten drei Monaten.
Höchste Cloud-Fitness bei Banken und Versicherungen
Ihre Vorreiterrolle behaupten die Banken und Versicherungen auch in der Bewertung der Fitness, Cloud-Services im Unternehmen einzusetzen. Hier wirken sich insbesondere die hohen Standardisierungs- und Automatisierungsgrade der IT-Infrastruktur aus. In der Nutzenbewertung liegt die Branche auf einem vergleichbaren Niveau mit Dienstleistern und der Öffentlichen Verwaltung. Insgesamt lässt sich festhalten, dass im Durchschnitt keine der Branchen ihre Cloud-Fitness als gut oder sehr gut beurteilt. Gleichermaßen konnte keine der Branchen die Schwelle zu einer positiven Nutzenbewertung überschreiten. Dies ist maßgeblich dem Umstand geschuldet, dass sich die Mehrzahl der mittelständischen Unternehmen noch nicht intensiv mit Cloud-Computing-Lösungen auseinandergesetzt hat.
In einer Betrachtung der Größenklassen in Bezug auf Cloud-Nutzen und Cloud-Fitness liegen die unteren Mitarbeitergrößen-Klassen nahezu gleichauf. Deutlich unterscheiden sich aber beide in der Intensität der Beschäftigung mit Cloud-Technologien. Die Größenklasse 100 bis 499 Mitarbeiter hat sich bereits verstärkt mit der Cloud beschäftigt – weist gleichzeitig im Vergleich zum kleinen Mittelstand aber einen derzeit geringeren Cloud-Nutzungsgrad auf. Perspektivisch gesehen wird dieser zwar zunehmen, jedoch sind es gerade Unternehmen dieser Größenordnung die angaben, die unternehmenseigene IT erfülle die Bedürfnisse derzeit vollkommen.