2011 waren im Rückblick vier “Mega-Trends” auszumachen: strategische Bedeutung von Informationen, sowie die allgegenwärtigen Hype-Themen “mobile”, “cloud” und “social”. silicon.de-Blogger Christian Hestermann stellt sich die Frage, was diese Mega-Trends mit den allseits beliebten ERP-Systemen zu tun haben.
Die Bedeutung von ERP-Systemen zur Erfassung und Verwertung von Informationen ist nichts Neues. Allerdings haben sie sich allzu lange als wahre Datengräber erwiesen: jede Menge Daten flossen hinein, aber kaum Informationen kamen zurück. Eine Änderung brachten erst aufwendige Business-Intelligence-Umgebungen, die allerdings für viele Nutzer unzugänglich waren. Jetzt endlich wird das Visualisieren von Informationen im Kontext von Geschäftstransaktionen auf demselben ERP-Bildschirm zum Standard; selbst altgediente Systeme bieten dazu erstaunlich komfortable und aussagekräftige Zusatzinformationen zum jeweils bearbeiteten Geschäftsvorgang (Kunde, Auftrag, Produkt, Lieferung etc.) an. Nicht nur schick, sondern sogar nützlich.
Zum Thema “cloud-ERP” habe ich im Dezember an dieser Stelle schon darauf hingewiesen, dass es sich dabei oft lediglich um alten Wein in noch älteren Schläuchen handelt (siehe “Cloud ERP – alter Wein, alte Schläuche, neu etikettiert“).
Beim mobilen Zugriff auf ERP-Systeme tut sich einiges mehr. Selbst kleinere Anbieter und ältere Systeme bieten dabei eine Vielfalt von Zugangsmöglichkeiten, aus denen man je nach Anwendungsfall bereits die Qual der Wahl hat: Vom vollständigen, oft Browser-basierten Zugriff bis zu kleinen “Apps”, die genau auf eine Aktivität (z.B. die Erfassung eines Reisekostenbelegs inkl. Photo des Belegs etc.) zugeschnitten sind. Auch für die gezielte Darstellung von Auswertungen und Informationen (siehe oben) etc. gibt es geschmeidige mobile Lösungen. Eine größere Aufgabe als die Auswahl der richtigen Infrastruktur ist allerdings der Entwurf von neuen Geschäftsprozessen, die sich die Macht des mobilen Zugriffs von überall und unterwegs zunutze machen.
“Sozial” sind ERP-Systeme bisher eher weniger. In anderen Bereichen, etwa dem Marketing, ist das Nutzen von Internet-Foren etc. einfach naheliegender. Dennoch arbeiten ERP-Nutzer ständig mit anderen Menschen zusammen, innerhalb wie außerhalb ihres eigenen Unternehmens. Die direkte Einbindung von E-Mail, Telefon und Instant-Messaging-Plattformen kann die Kontaktaufnahme und Kommunikation erleichtern, insbesondere wenn es – zum Beispiel unterwegs – mal wieder schnell gehen muss. Wesentlich komplexer sind Kooperationsinfrastrukturen wie z.B. Einkaufsportale, auf denen gezielt Ausschreibungen veröffentlicht und die Angebote potentieller Lieferanten bearbeitet werden können. Auch nichts revolutionär Neues, doch heute einfacher aufzubauen und zu nutzen als in der Vergangenheit.
Das Besondere sind allerdings nicht diese einzelnen Themen an sich, die vielfach – vielleicht mit Ausnahme von “social” im Bereich der privaten “sozialen” Plattformen – nichts völlig Neues darstellen. Vielmehr liegt der Pfiff oftmals im Zusammenwirken dieser Trends. Ein denkbares Szenario könnte ein Regionalleiter im Vertrieb sein, der unterwegs – etwa beim Betreten einer seiner Filialen – alle Informationen auf Knopfdruck bereit hat und spontan einen weiteren Filialleiter oder jemanden im Innendienst so dazuschalten kann, dass sich aus dem Besuch und der solide informierten Interaktion ein “moment of truth” entwickeln kann.